Meine Frau Holle im Juni...
Das Märchen von Frau Holle ruft zwei Seelen in mir wach. Zum einen freut sich mein inneres Kind über dieses Märchen. Ich habe es so oft gehört (natürlich auch hier wieder von der Schallplatte!), selbst gelesen und auch später in allen Variationen mit den eigenen Kindern und den Kindern meiner Arbeitsstellen gespielt, gemalt , gehört und als Film gesehen. Einmal haben wir es auch als Theaterstück im Kindergarten für die Kids gespielt. Ich war die Goldmarie...muss ich darüber jetzt nachdenken?
Es ruft das kindliche in mir wach. Die Sicherheit von gut und böse , wer fleißig ist , der wird belohnt. Faulheit , Trotz und Maßlosigkeit werden bestraft. Die Tugenden meiner Kindheit waren wohl noch etwas anders angesiedelt. In der heutigen Zeit gilt wohl mancherorts das Motto, „Nimm dir was du kriegen kannst, sei immer der erste, strebe nach vorn , ohne Rücksicht auf Verluste!! „ Ein bisschen mehr Bescheidenheit und auch Achtsamkeit nicht nur den eigenen Bedürfnissen gegenüber ,sollten doch aber auch heute noch gelten. Oder? Märchen beleuchten ja ganz platt und bildhaft stets die Idee davon , wie man sich als Menschenkind zu verhalten hat. Vielleicht kommt es einem altbacken vor, ganz uneigennützig einer älteren Dame zu dienen . Aber der Wert der Solidarität sollte doch immer ein hohes Gewicht haben?!
Nach mir die Sintflut, mir doch egal was nach mir kommt...
Ich hatte unlängst einen Elternstammtisch zum Thema Abschiedsfeier einer 4. Klasse aus der Grundschule. Es ging darum , wie man dieses Fest begehen wolle . Die armen Kinder hätten ja ohnehin schon so viel wegstecken müssen, wegen Corona, da wolle man es jetzt richtig krachen lassen. ( Wobei ich zum wiederholten Male an dieser Stelle anmerken möchte, das Corona uns auch viel gegeben hat, nämlich so viel Zeit mit meinen Kindern wie noch nie zuvor. Ja es gab auch vieles nicht, Kindergeburtstage, Kino, Schwimmbad... ABER dafür gab es ohne Ende Zeit in der Familie ohne diesen Zeitdruck , wegen irgendwelchen Terminen und so weiter! Kann man bei all dem Gejammer über verpasste Chancen , ja auch mal drüber nachdenken!). Ja zurück zum Elternstammtisch, man schlug vor , Luftballons mit Kärtchen dran fliegen zu lassen, denen man dann 5 Sekunden hinterher schaut und die dann irgendwo als super Plastikmüll im Wald , Fluss...landen. Es fand keine große Zusprache im Elternkreis. Großes Augenrollen , von der Partei die das vorgeschlagen hatte, „Och das können wir doch mal machen“. Immer dieses Umweltschutzgedöns, das ist ja so nervig...nach mir die Sintflut.
Back to the roots, die Grundwerte die uns die Märchen vermitteln wollen, sind immer gültig finde ich. Wenn man sie mal aufbricht und neu „auflegt“ sicher ein Gewinn in Zeiten, in denen alles so unübersichtlich geworden ist. Was ist nun richtig, was ist falsch? Märchen bieten da Anhaltspunkte. Geben ist seeliger , denn nehmen. Wer verliert , gewinnt. Ohne Fleiß, keinen Preis. …
Fasziniert hat mich bei Frau Holle auch immer diese Fülle, der volle Apfelbaum, das viele, fertig gebackene Brot, diese tolle Blumenwiese...Was ich bis heute nicht so auf die Reihe kriege: Wenn der Schnee von oben vom Himmel fällt, wieso ist das Reich der Frau Holle dann unten? Im Märchen geht eben alles. Bedient haben sich die Gebrüder Grimm ja an einer alten germanischen Sagengestalt, genauer einer germanischen Erd-und Himmelsgöttin „Holla“ oder „Holda“, Herrin aller Spinnerinnen. Jemanden hold und gewogen sein , kommt auch daher, wer freundlich , gütig war dem verwandelten sich die Geschenke der Göttin in Gold. Wer nicht so spurte , dem konnte sie sehr unhold gegenüber reagieren. Sie wurde dann richtig böse und streng. Gewohnt haben soll sie im inneren eines Berges , in einer Art Höhle. Der Weg dorthin führte über Quellen, Teiche , Brunnen zu ihr. Das Hinabsteigen in so einen Teich , Brunnen verhieß Glück und Gesundheit. Auch bei Unfruchtbarkeit konnte Holla so helfen. Soweit die Sage, die im Volksmund in den unterschiedlichsten Ausschmückungen herumging und aus der die Gebrüder Grimm dann die etwas gediegenere Frau Holle schufen. Schließlich hatten sie ja auch einen Erziehungsauftrag mit ihren Märchen. Ein gewisser Leitfaden darüber wie sich ein fleißiges , rechtschaffendes Mädchen zu verhalten hat, sollte mit auf den Weg gegeben werden. Da schlägt dann das zweite Herz in meiner Brust ganz heftig, das Herz schlägt dann für die wilde , ungezähmte Göttin Holda...die durch den Himmel braust und selbstbewusst ihren Weg geht. Was für eine aufregende Gestalt, im Gegenzug zur alten, großzähnigen Oma , die Betten schüttelt...
Vielleicht ist es , die Kunst beides in Balance zu bekommen und zu BEHALTEN!!
Hier noch ein Link zum Frau Holle Teich....sehr interessant! Den gibt es wirklich, nicht nur im Märchen und mystisch ist der auf jeden Fall!!!
Ich habe diesmal ganz sittsam mit meiner kleinsten Tochter gebacken, einen wirklich „himmlischen“ Frau Holle Kuchen, unten das Rezept zum nachbacken!
Ganz „Holda-mäßig“ habe ich diesmal etwas für MICH genäht, was so gut wie nie vorkommt. Für die doch kühlen Sommerabende , einen Poncho nach Anleitung von Pattydoo. Der ist ein Traum, Frau Holle hätte den sicher auch gut gebrauchen können, wenn sie da so am offenen Fenster sitzt und die Betten schüttelt!!
Es passt übrigens auch ein Kind mit drunter zum Aufwärmen...also in diesem kuscheligen und auch in Frau Holles Sinne ab zu Maika ....
Bis bald, eure Sandy!
Zutaten für einen Frau Holle Kuchen
3 Tasse/n Mehl
4 Ei(er)
2 Tasse/n Zucker
1/2 Tasse Öl, (Sonnenblumenöl)
1 Tasse Mineralwasser, mit Kohlensäure
3 TL Backpulver
500 g Erdbeeren
2 Pck. Tortenguss, rot
2 Becher Sahne
2 Pck. Sahnesteif
1 Pck. Vanillezucker
100 g Schokolade, weiß, geraspelt
Zubereitung
Eier, Zucker, Öl und Wasser mit einem Handrührgerät cremig schlagen. Das Mehl mit dem Backpulver mischen und sieben. Durch das Sieben wird der Teig besonders luftig. Die Masse auf einem tiefen, mit Backpapier ausgelegten Blech verteilen und bei 175° C ca. 20 Min. backen. Unterdessen die Erdbeeren zerkleinern oder pürieren. Den Tortenguss nach Packungsanweisung zubereiten und mit der Erdbeermasse verrühren. Diesen Erdbeerguss auf den abgekühlten Teig streichen. Abkühlen lassen.
Sahne mit Sahnesteif und Vanillezucker verrühren und steif schlagen.
Auf dem Kuchen verteilen und mit den weißen Schokoladenraspeln bestreuen.
In Vierecke schneiden und servieren.